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Kreislaufdenken und -handeln – SIA Finalist Interview

Was haben das Material Hub und ein Biber gemeinsam? Und wo steht das Circular Economy Projekt in 10 Jahren? Hier gibt's alle Antworten!

Erzähl uns von deiner Idee – was, wie, warum?  

Der Material Hub ist eine Vermittlung für Secondhand Material und Werkzeug und ein Kompetenzzentrum für Handwerken und praktische Circular Economy. Der Hub soll der DIY und Heimwerker:innen Community mehr Infrastruktur geben, um Wiederverwendung und zirkulärem Nutzungsverhalten leicht alltäglich nachgehen zu können. Das Besondere ist, dass der Hub mit dem Baumarkt kooperiert und in dessen unmittelbarer Nähe eingerichtet wird, um ein niedrigschwelliges und ergänzendes Angebot zu schaffen. Gleichzeitig wird der Raum geöffnet, verschiedene Akteur:innen am Hub Veranstaltungen durchführen zu lassen, um den Besucher:innen Kreislaufdenken und -handeln näherzubringen und die Community stärker zu vernetzten. 

Ressourcen zu erhalten wird immer wichtiger und Circular Economy bzw. Society ist ein essenzieller Weg dort hin. Genau deswegen will ich mit dem Hub ein etabliertes lineares System wie den Baumarkt transformieren, um einerseits die  Industrie zirkulärer zu gestalten und andererseits zu einer Veränderung des  gesellschaftlichen Paradigmas des Nutzungsverhaltens beitragen. Durch den Hub soll Wiederverwendung von gebrauchten Materialien alltäglich werden, um langfristig zirkuläre Materialnutzung zu fördern und Ressourcen zu erhalten. 

Wenn dein Projekt ein Tier wäre, welches Tier wäre es und warum?  

Der Biber, könnte man sage, wäre das Ebenbild eines Material Hubs. Wie bei allen Tieren gibt es für den Biber keinen Abfall, alles hat das Potenzial einen Nutzen zu haben und kann wiederverwendet werden. Eine Biberfamilie kennt sich bestens in ihrer Umgebung aus und teilt ihr Wissen aus jahrelanger Erfahrung untereinander. Gemeinsam sind sie kreativ und upcyclen Äste, Pflanzenreste und Erde zu etwas, was eine große Wirkung auf das Ökosystem ihrer Umwelt hat. Ihre Arbeit schafft Lebensräume und sorgt für mehr Lebensvielfalt in ihrer Umgebung. So müsste man eigentlich sagen, der Material Hub ist nur der Damm, und die  Biber sind die DIY-Community und Akteur:innen, die sich um den Hub bilden, gestalten und so die Wirkung entfalten.

Was hat dich dazu motiviert, ein eigenes Projekt zu starten?  

Ich bin kein Entrepreneur im klassischen Sinn, ich bin Co-Creation, System und UI & UX-Designer. Als Designer verfolge ich Ideen und Ansätze, die den Anspruch haben, die Lebensqualität von Menschen und Umwelt nachhaltig positiv zu  verändern. Wichtig ist mir, gemeinsam mit den Beteiligten für sie zu gestalten, um wirklich auf die Wünsche und Bedürfnisse eingehen zu können. 

Das Material Hub ist aus einem Prozess entstanden, in dem viele verschiedene  Menschen ihre Erfahrungen und Wünsche bezüglich eines nachhaltigeren Umgangs mit Ressourcen geäußert haben. Ich sehe im Hub einen Hebel, um  diesen Wünschen nachzukommen und Menschen die Möglichkeit zu geben, ihren Alltag einfacher nachhaltig und zirkulär zu gestalten. Mich treibt an, mit Menschen und Umwelt für Menschen und Umwelt zu gestalten, um für sie die Lebensqualität  nachhaltig zu verbessern. 

Wie hat deine Changemaker Journey begonnen?  

Der Material Hub entstand während meines Studiengangs System Design an der  HTW Berlin. Meine Vision war damals und ist es bis heute noch einen wertschätzenden und bewussteren Umgang mit Materialien zu fördern. Anfänglich sah ich im Upcycling einen Weg, das bestehende Recyclingsystem in Deutschland auf ein höheres Level zu bringen. Ich nutzte die zweieinhalb Jahre meines Studiums, um mich intensiv mit Circular Economy aus der Gesellschaftsperspektive auseinanderzusetzen und führte unter anderem zwanzig partizipative Interviews mit Berliner Privathaushalten und Akteur:innen, die an Circular Economy arbeiten, wie Cradle to Cradle NGO, der Berliner  Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt und der Berliner Stadtreinigung. Durch diese Interviews erkannte ich, dass die Thematik komplexer ist als Up- und Recycling: Es geht um die Transformation vom linearen zum  Kreislaufdenken und -handeln. So sind die Erfahrungen und Wüsche der Partizipierenden die Grundlage gewesen, aus der ich mit System-Thinking-Methoden das Material Hub Konzept entwickelt habe. Der Material Hub ist dabei ein Hebel, um Kreislaufdenken und -handeln in der Gesellschaft und den Wandel hin zum zirkulären Baumarkt voranzutreiben. 

Was hat dir bisher in der SIA Inkubation am besten gefallen?

Was mich am meisten freut und ich im ersten Bootcamp in Heidelberg schon erlebt habe, ist das Zusammenkommen all dieser engagierten und positive Veränderung anstrebenden Menschen. Ich empfand es als sehr inspirierend und bereichernd, mich mit den anderen Finalist:innen über ihre Erfahrungen und Visionen auszutauschen. Ich finde, das ist sehr viel wert, um daraus Mut und Wissen zu schöpfen, um am eigenen Projekt weiterzuarbeiten. Gleichzeitig macht es Freude unter sich Synergien zu bilden, um den Visionen gemeinsam näherzukommen. Ebenso dankbar bin ich für die Mentor:innen, mir hilft es dabei eine wirtschaftliche  Struktur zu finden, um der Umsetzung meiner Vision näher zukommen.  

Was ist deine große Vision? Wo siehst du das Projekt in 10 Jahren?  

Meine Vision für das Material Hub in 10 Jahren ist, dass sich das Konzept in den Baumarkt integriert hat und dieser hybrid zirkulär wird. 

Das heißt, in einem Baumarkt werden Gebrauchtwaren und Neuwaren gleichermaßen zugänglich sein. Es wird zu Gewohnheit, Gebrauchtes zum Baumarkt zurückzubringen und dort erwerben zu können. Zudem wird eine Fläche  im Baumarkt geschaffen, in der weiterhin die Akteur:innen aus der Umgebung, die am Hub beteiligt waren, Veranstaltungen geben können und in der die DIY-Community zusammen kommen kann, um sich auszutauschen.  Gleichzeitig soll der Hub weitere Anwendungsorte finden, beispielsweise als Quartieranlaufstelle für Materialien innerhalb von Kiezen. So soll ein Netzwerk  zwischen Baumarkt, Quartieranlaufstellen und den verschiedenen Akteur:innen geben, die ein Umfeld schaffen, in dem zirkuläres Nutzen von Materialien und Werkzeugen allgegenwärtig und leicht für jeden ist. 

Dir gefällt dieses Projekt? Dann unterstütze das Team jetzt mit deiner Stimme im Community Voting! Bis zum 2. Oktober kannst du für dein Lieblingsprojekt abstimmen und ihnen helfen, einen Social Impact Award und damit 3.000€ Funding zu gewinnen.